Homosexuelle Liebe im Widerstreit

Leserbrief im «idea spektrum» 49/1997
Zum Leserbrief von Wolfgang Sickinger über die Frage, ob Homosexualität laut Bibel verboten ist (Nr. 47, S. 5)

Wer anderen Irrlehre vorwirft, sehe zu, dass er nicht selber der Irrlehre verfällt, indem er die Bibel gegen ihren Wortlaut manipuliert. Keineswegs «erwähnt Paulus ausdrücklich sexuelle Handlungen zwischen Frauen», wie Hansjörg Bräumer behauptet hat (Nr. 38, S. 22).
Römer 1,26 spricht vom «widernatürlichen Verkehr» und der meint sonst (z.B. 3. Mose 18,20; 20,16) Sexualkontakt mit Tieren – oder Analverkehr. Vom widernatürlichen Verkehr der Frauen unterscheidet Paulus in Vers 27 ausdrücklich (!) den der Männer, der «miteinander» und «Mann mit Mann» geschieht. Es ist der, den sie «gegen den natürlichen Verkehr mit ihren (!) Frauen austauschen» und der einen Mann «schändet»

Wie das geschieht, erzählt die Bibel zweimal drastisch (1. Mose 19; Richter 19): Heterosexuelle Männer wollen Männer zu ihrer Befriedigung benutzen als Ersatz für eine Frau. Das gibt es auch noch heute, wenn Männer lange nur unter sich sind (im Knast, auf einem Schiff). Herrschaft, nicht Zuneigung bestimmt hier die Sexualkontakte. Homosexuelle Kontakte als Ersatzhandlung («wie bei einer Frau» 1. Mose 18,22; 20,13), das ist die «Sünde Sodoms»
Das ist «Schande» (Richter 19,23). Knabenschändung (1. Korinther 6,9; 1. Timotheus 1,10) verbietet die Bibel. Ja, aber wer wollte das alles mit der Liebe zwischen zwei Männern identifizieren?! Mit dem Verbot von Ehebruch und Vergewaltigung wird doch auch nicht jede heterosexuelle Liebe verboten. Die Bibel verbietet keine homosexuelle Liebe.

Dr. Rainer Stuhlmann, Superintendent,
53757 Sankt Augustin

Die Antworten liessen nicht lange auf sich warten… Sehr weihnächtlich tönten sie allerdings nicht gerade. Wenn ich solche Briefe lese, frage ich mich immer wieder, wer da wohl ein Problem hat…(Link entfernt, da nicht mehr gültig)