Nachdenken übers Danken

Diese Liturgie wurde am 17. Juni 2001 gehalten

Eröffnung

Im Namen des Lebens
Im Namen der Liebe
Im Namen des Lichts

Im Namen des Lebens

Weil wir jetzt die mütterlich-väterliche Quelle des Lebens suchen, wie sie uns einst unter dem Regenbogen als unversiegbar verheissen wurde.

Im Namen der Liebe

Weil jede Gemeinschaft die ganze Regenbogenfarbenpracht der Liebe benötigt

Im Namen des Lichts

Weil Licht Ursprung und Ziel allen Lebens ist – Aus dem einen Licht faltet sich die ganze Fülle des Lebens wie die Farben des Regenbogens aus – und in das eine Licht mündet alles dahin.

Im Namen des Lebens

Im Namen der Liebe

Im Namen des Lichts


Wenn mich deine Freundlichkeit

wie ein Sonnenstrahl trifft,

dann wird es hell

auf dem Grund meiner Seele.

Peter Klever


Wer Frieden sucht,
wird den andern suchen,
wird Zuhören lernen,
wird das Vergeben üben,
wird das Verdammen aufgeben,
wird vorgefasste Meinungen zurücklassen,
wird das Wagnis eingehen,
wird an die Änderung des Menschen glauben,
wird Hoffnung wecken,
wird dem andern entgegengehen,
wird zu seiner eigenen Schuld stehen,
wird geduldig dranbleiben,
wird selber vom Frieden Gottes leben –
Suchen wir Frieden?

Shalom Ben Chorin


Eine einsame Stunde,
was kann sie alles sein?

Ein finsteres Loch,
in das man fällt.

Ein Bottich des Schmerzes,
der einen quält.

Ein blinder Fleck
im Lichtermeer.

Ein Sack ohne Inhalt,
merkwürdig schwer.

Ein plötzliches Einhalten
im andauernden Sollen.

Ein Loslassen-Können
vom Erzwingen-Wollen.

Eine einsame Stunde,
wie vieles kann sie sein…

alles, wozu du sie machst!

Jetzt zum Beispiel:

Ein Geschenk der Stille
im Suchen und Schwanken.
Ein Moment der Besinnung
auf Denken und Danken

nach Elisabeth Lukas


Lesungen

Altes Testament nach Psalm 106, 1 + ff

Danket dem Herrn!
Denn er ist freundlich, und seine Güte währet ewig!
So sollen die sprechen, die Gott erlöst hat,
die er aus allen Ländern an ihr Ziel geführt hat.

Danket dem Herrn! – so sollen sprechen,
die blind, lahm, verkrümmt waren
und Gott hat ihnen Augen geöffnet,
und Mut zu neuen Schritten gegeben,
und sie Aufrecht-Gehend gemacht.

Danket dem Herrn! so sollen sprechen,
alle die an sich selber zweifelten,
und Gott ist ihnen in einem liebenden Menschen begegnet,
der ihr Selbstbewusstsein stärkte
Danket dem Herrn! so sollen sprechen,
die sich von andern verurteilt sahen –
und in einer herzlicher Freundschaft haben sie erlebt,
dass Gott ganz anders beurteilt als die Meute.
Danket dem Herrn! so sollen sprechen,
all jene die zufrieden, glücklich und gesund sind;
Gott wird ihnen in einem unzufriedenen, unglücklichen kranken Menschen über den Weg laufen und fragen, ich kenne dich doch….

Neues Testament Lukas 17,15-19

Einer von ihnen kehrte, sobald er merkte, dass er geheilt war, um und lobte Gott laut und fiel auf sein Gesicht, Jesu zu Füssen um ihm zu danken.
Er war aber aus Samaria.
Jesus sagte: „Sind nicht zehn gereinigt worden? Wo sind die anderen neun? Ist niemand zurückgekommen, Gott die Ehre zu geben, bis auf diesen Fremden?“
Und zu dem Mann aus Samaria sagte er:
„Steh auf, du magst gehen; dein Vertrauen hat dich gerettet.“


Predigt zu Lukas 17,15-19

Danken drückt die Einsicht aus, dass nicht alles Selbstverständlich ist was ist.

Danken stellt Beziehung her.

Die sogenannt Primitiven, also die ursprünglichen Menschen, haben der Erde und dem Himmel gedankt, wenn sie dem Boden Pflanzen entnahmen, von den Bäumen Früchte ernteten und Tiere zur Nahrung jagten. Sie waren sich der Verbundenheit mit allem bewusst.

Danken fügt in Beziehung ein.

  • Die Erntedankfeste – aus den uralten Opferritualen entstanden – sind Ausdruck des Gefühls von Verbundenheit mit der umgebenden Welt. Dem Himmel und der Erde für den Lebensunterhalt danken, IST Kommunikation mit Himmel und Erde.
  • Meinem Freund danken, dass es ihn gibt, IST Pflege unserer Beziehung.
  • Meine Art zu Danken verrät etwas von meiner innern Haltung
  • Danken drückt die Einsicht aus, dass nicht alles Selbstverständlich ist was ist. Danken zeigt, dass ich etwas nicht für Selbstverständlich halte. Danken ist Ausdruck einer respektvollen Haltung.
  • Wie ich denke, so Danke ich.

Zurück zur Textlesung. Es war der Fremde, der Aussenseiter, dem seine Heilung keine Selbstverständlichkeit ist. Die statistische Mehrzahl der 9 andern war sicher auch dankbar – ist eben ganz normal zum Tagesgeschehen übergegangen, ohne besonderes Aufheben.

Es ist immer wieder die statistisch kleinere Bevölkerungszahl von Kranken die sagt, dass man erst im Kranksein den Wert der Gesundheit dankbar ermisst.

Es sind immer jene, die einen schmerzlichen Heilungs-prozess durchwandert haben, die zu reifer, tiefer und herzlicher Dankbarkeit fanden.

Ich meine, die schwul-lesbische Minderheit der Gesellschaft stellt sich vereinzelten Problemen des Zusammenlebens viel bewusster als der Grossteil.

Lesben und Schwule befassen sich notgedrungen eher mit Sinn-Fragen des Lebens als ihre Altersgenossen.

Wisst Ihr, was ich glaube: Wir hier in der Elisabethenkirche sind jener Fremde, der zu Jesus
zurück kommt, ihm dankt für die Erfahrung, dass er sich in seinem ausserordentlichen SO-Sein von Gott geliebt weiss. Die LSBK Gottesdienste in Bern, Zürich, St. Gallen und wo auch immer – sind DANK-FEIERN von solchen, die mit Jesus ihre HEILS-Erfahrung machen: Hier bin ich heil, das heisst ganz angenommen wie ich bin.

Ich höre Jesus fragen: sind es nicht viel mehr, die durch mich neues Selbstbewusstsein erfuhren?

Steh auf – gehe aufrecht – stehe zu dir – dein Vertrauen macht dich Ganz.

Danken verändert das Leben – die Haltung innerer Achtsamkeit auf das, was nicht Selbstverständlich ist, macht das Leben ungemein weit, offen, und reich.

Leben aus dem Vertrauen darauf, von Gott geliebt zu sein, ist geheiltes Leben.

Steh auf – gehe aufrecht – stehe zu dir – wie Gott zu dir steht.

DEO GRATIAS


Abendmahlsteil

Liebe Freundinnen und Freunde Jesu

Von Jesus ist überliefert, dass er beim letzten Zusammensein mit den Freunden, „Brot nahm, dankte, es brach und weiterreichte“ – da steckt in der Sprache des NT das Verb eucharistein – danken – drin und daher haben bereits die ersten Christen den
Begriff EUCHARISITE für das Abendmahl verwendet.

Mit welchen Worten Jesus dankte, wofür und für wen alles er Gott dankte, ist uns nicht bekannt. Ich unterschiebe ihm, dass er auch für die Gemeinschaft untereinander dankte – obwohl er wusste, wie wenig er sich im bevorstehenden Prozess auf sie verlassen konnte. Als es darauf angekommen wäre, dass er nicht allein sein müsste, war einzig Petrus in seiner Nähe, und auch der hat ihn verleugnet.

Wir feiern jetzt Abendmahl/Eucharistie, um für die Gegenwart Jesu zu danken, auf den Verlass ist. Jesus hat sich Zeit genommen für Menschen, die von andern ausgesondert, diskriminiert, entehrt wurden; Jesus nimmt sich Zeit für uns.

Vor uns stehen Brot und Wein – die Zeichen der Gemeinschaft Gottes mit uns. Mit diesen Zeichen verbinden wir unsern Dank an Gott: Brot und Wein, Frucht der Erde, Geschenk des Himmels und Werk menschlicher Verarbeitung.

Dir danken wir, Gott,
der du Leben und Wachstum der Natur gewährst.
Du bringst Blumen zum Blühen
und Früchte zum Reifen.

Dir danken wir für unsere Sinne, mit denen wir Anteil haben an deiner Welt: Für Sehen und Hören, Riechen und Schmecken, Arbeiten und Ruhen. Wir sind ein Teil im Ganzen Schöpfungswunder.

Dir danken wir, weil du uns durch alle Phasen unseres Lebens begleitest, uns in allen Situationen des Lebens neu begegnest und in Jesus alle Last des Lebens mit uns teilst.

In aller Stille beten wir weiter – in kurzen Sätzen mag die eine oder der andere Dank, Anliegen oder  Fürbitte jetzt vor Gott aussprechen.

Gebet „Unser Vater“

Komm Heiliger Geist,
wirke das Wunder der Allgegenwart Jesu,
dass er selber uns das Brot bricht
und sich im Wein uns schenkt.

Wie damals, so nimmt er jetzt
das Brot, dankt Gott der Quelle des Lebens,
reicht es seinen Freundinnen und Freunden mit den Worten:
Nehmt von diesem gebrochenen Brot –
es ist meine Anteilnahme an Eurem Leben,
mein Mitleiden mit Euren Schwierigkeiten
mein Mitdenken mit Eurem Suchen.

KOMMUNION des Brotes

Und wie damals, so nimmt er jetzt
den Kelch, dankt Gott dem Licht des Lebens,
reicht ihn seinen Freundinnen und Freunden
mit den Worten:
Trinkt aus dem Kelch den Wein –
Er ist meine Mitfreude an Euren Freuden
meine stille Gegenwart in Euren Freundschaften
mein Rückhalt bei Euren Wagnissen.

KOMMUNION des Weins

Gestärkt und ermutigt durch das Mahl der Gemeinschaft mit Jesus, geben wir einander den Friedensgruss

Wer Frieden sucht,
wird den andern suchen,
wird Zuhören lernen,
wird das Vergeben üben,
wird das Wagnis eingehen,
wird an die Änderung des Menschen glauben,
wird Hoffnung wecken,
wird selber vom Frieden Gottes leben.