Ostern

An einem der Ostersonntage war ich im katholischen Festgottesdienst meiner Wohngemeinde. Vorne stand ein mir fremder Priester, der aushalf. Meine anfängliche Skepsis wich, als er mit der Predigt begann. Für mich wichtig wurde es, als er den Weg des Apostels Thomas beschrieb.

Thomas, als jemand, der ein rechtgläubiger Jude war, der die Schrift gut kannte und sich danach sehnte, den Willen Gottes zu erfüllen.

Für ihn bricht eine Welt zusammen, dass Jesus, den er als Mann Gottes betrachtet, von dem er gehofft hatte, er sei der Messias, am Holz des Kreuzes starb. Denn für ihn und seine Zeitgenossen hiess es in der Schrift, dass solche, die am Holz des Kreuzes sterben, nicht nur von den Menschen, sondern auch von Gott verflucht seien.

Thomas machte durch die begreifbare Erfahrung mit dem Auferstandenen und des Angenommen Seins einen Weg, der ihn befähigte, sein Verständnis der Schrift und Menschenurteil zu revidieren.

Für mich, der die Schrift auch wichtig ist, war es eine Zusage, dass es tatsächlich sein kann, dass ich tief in mir die Gewissheit habe, ich bin von Gott geliebt und Mitarbeiterin an seinem Reich. Obwohl es Gottsuchende gibt, die meinen, dass Gott mich als Frau, die in einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft lebt, nicht so gedacht haben kann.

Diese Predigt lässt mich aufatmen, ermutigt mich zum Leben. Deswegen habe ich sie als Befreiungs- eben eine Osterpredigt erlebt.

Dörthe, 2004 im Querkreuz 9