Unsittliches Tun oder anerkennenswerte Lebensform?

Lesben, Schwule und Bisexuelle in Kirche und Gesellschaft.

Unter diesem Titel hat der Schweizerische Katholische Frauenbund SKF am Samstag, 2. November 2002 in Olten zu einer offenen Tagung eingeladen. Vorausgegangen war der mutige Schritt der katholischen Frauenbewegung in der Erarbeitung des Diskussionspapiers mit dem gleichlautenden Titel, das am 25. Januar 2001 vom Zentralvorstand verabschiedet wurde. Darin wird die Vision formuliert, dass neben dem gesellschaftlichen Umdenken und der Anpassung der Gesetze auch die Kirche schritt halten muss, den wenn sie sich auf die Liebe als Grundlage ihres Selbstverständnisses beruft so muss sie dies im Kontext ihres Wirkungsfeldes intensiv und nachhaltig tun und sich für die derzeitigen gesellschaftlichen und politischen Anstrengungen zur Integration von Lesben und Schwulen auch in eigenen Kreisen einsetzen. Sie muss Veränderungen zulassen und ernsthaft die Möglichkeit schaffen einer kirchlichen Feier zur Eröffnung des gemeinsamen Lebensweges von Homosexuellen in dem sie um den Segen Gottes bittet zum Gelingen der gleichgeschlechtlichen Partnerschaften. Die Kirche muss für Lesben, Schwule und Bisexuelle genauso wie für alle Menschen Heimat sein. Das aber wird nur möglich sein, wenn deren Lebensform und Sexualität verstanden und akzeptiert wird. So kann Kirche zu dem werden, was sie sein soll: ein Ort echter und vorurteilsfreien Begegnung zwischen den unterschiedlichsten Menschen.

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Andersartig – Gleichwertig

Kirchlicher Blick auf Homosexualität im Spiegel der Tagungszentren

Die Tagungen für Homosexuelle an kirchlichen Bildungshäusern haben viel zur öffentlichen Meinungsbildung beigetragen. Und auch die Tagungen haben im Laufe eines Vierteljahrhunderts Entwicklungen durchgemacht.

VON SUSANNE KRAMER-FRIEDRICH

Seit 1974 bieten das Evangelische Tagungs- und Studienzentrum Boldern und die Paulus-Akademie Zürich Wochenendtagungen für homosexuelle Menschen an. «War es am Anfang das erklärte Ziel, das Unrecht aufzuzeigen, das vielen Homosexuellen geschah, so wird im Laufe der Zeit eine Dynamik der Betroffenen immer deutlicher, die Gesellschaft so zu verändern, dass sie selbstverständliche Freiräume zur Entfaltung der Sexualität eines jeden und einer jeden garantiert», heisst es im Boldern Bericht Nummer 81 vom Dezember 1991.

Damit ist das Ziel formuliert: Auch die Liebe zwischen Menschen des gleichen Geschlechts soll selbstverständlich als gleichwertig akzeptiert werden, als «normal» gelten. Wie weit oder wie nah sind wir als Gesellschaft und als Kirchen hierzulande von diesem Ziel entfernt? Wie viel Veränderung erträgt die Schweiz?

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