Wort zum Sonntag vom 24. März 2001

Dr Köbi han i nie meh vergässe. Vor 35 Johr isch es gsi. No dr Matur bin i für drei Monet in Taizé im Burgund gsi. Am Läbe von de Mönch dört hani tailgno und uf em Bau gschafft. Mit vilne Bsuecher bin i in Kontaggt koh. Au mit em Köbi. Dä 70 Jörig Ma het mr sällmol sini Lidensgschicht verzellt. Är isch schwul gsi und het ime Dorf gläbt. D’Religion isch em sehr wichtig gsi, vo sim Schwulsi het er aber nie dörfe rede, dehai, det, wo nr gwohnt het. Är wäre usgschlosse worde, hät miesse goh. I ha no ni e alte Ma so schluchze und hüle gseh wi dr Köbi, sällmol vor 35 Johr. Und s’isch mr ufgange, wi grausam und unmenschlich das isch, wenn e Mensch e Läbe lang dra ghinderet wird, sich sälber z’läbe.

Bis det han i kai Schwule kennt numme in dr Reli gleert, dass Homosexualitet widernatürlichi Unzug sig und himmelschreiendi Sünd. Und d’Witzli han i kennt, wo mr sich under Kollege über die vom andere Ufer verzellt het. Sit dert han i verschiedeni schwuli und lesbischi Mensche kenne glert. dr Kurt und d’Nelly, wo numme drum im kirchliche Dienscht kön blibe, will si ihri sexuelli Grundorientierig im Ghaime verstegge. Dr Joggi, wo mr grad vor e paar Däg gsait het: Du blib dra am Thema Homosexualitet und Kirche. Sin so vili, wo verletzt sin, wo in dr Kirche sich sälber si könne möchte. d Ruth us Kroatie, wo Angscht het um ihre Sohn, wo si aige Schwulsi entdeggt het, Angscht drvor, dass ihri Familie und dr Pfarrer im Dorf nüt meh vonem wüsse wänn.

I bi drum froh über das, wo im neue Katechismus vo dr Katholische Kirche stoht:

1. stellt er nüchtern fescht: «Eine nicht geringe Anzahl von Männern und Frauen sind homosexuell veranlagt.»

2. «sie haben diese Anlage nicht selbst gewählt».

3. «Ihnen ist mit Achtung, Mitleid und Takt zu begegnen. Man hüte sich, sie in irgend einer Weise ungerecht zurückzustellen.»

Do kah also d’Kirche Lehre und Meinige, wo si über Johrhunderti verträte het revidiere. Mr sott das au in dr Öffentligkait mehr zur Kenntnis näh. Allerdings stört mi an däne Setz, dass es haisst, mr soll de Schwule und Lesbe mit Mitleid begegne. Do klingt no die alt, vom Katechismus überwundeni Vorstellig noch, Homosexualitet sig e neurotischi Störig, e Kranket. In de vilne Begegnige mit schwule und lesbische Mensche han i ains glert: solang d’Kirche nid said, dasss die homosexuelli Alag au gläbt wärde dörf. Und so lang si zu Mitlaid Schwule und Lesbe gegenüber ufrieft und nid zu Respäggt und Anerkennig vo ihrer Identität, so lang isch die nötigi Umkehr in ihrem Dängge und Handle halbbazig und nid läbensdienlig.

S’git vili Argumänt für die Ueberzügig. Zum Bischbil d’Isicht, dass Sexualität nid elai dr Zügig vo Kinder dient, sonder Usdrugg vo der Liebi vo zwai Mensche isch, e wichtige Hilf, um e Beziehig treu, rücksichtsvoll und lebändig könne z’läbe. Aber au d’Isicht, dass Homosexualitet kai Kranket isch und dass mr zu Homosexualitet nid verfiehrt wird. Sicher vivli Froge um d’Entwigglig vo dr sexuelle Prägig vo uns Mensche sin offe. Ains schint aber klar: die sexuelli Grundorientierig wird scho in dr friehe Kindhait ändgültig prägt. Homosexualitet isch aini vo de sexuelle Orientierigsvariante, wo sich i dr Schöpfig vo Gott findet.

I bi froh, dass dr katholisch Frauebund e Diskussionspapier zu däne Froge usegeh het. «Unsittliches Tun oder anerkennenswerte Lebensform?» isch dr Titel vo däre Schrift. Si plädiert drfür, dass d’Kirche für Lesbe, schwuli und bisexuelli Mensche Heimet wird. Das isch aber nume möglich, wenn ihri Läbensform und Sexualitet anerkennt wird. Wenn glichgschlächtlichi Paar der Säge Gottes zum Glinge vo ihrer Partnerschaft in ere kirchliche Fir erbitte könn und wenn schwuli und lesbischi Mensche wi die andere au im kirchliche Dienscht ihri Begobige ibringe könn.

I waiss, dass die Ueberlegige für vili schwierig sin. Si hän dr Idrugg, drmit wurde hailige und undiskutierbari Grundsetz aifach ignoriert. Mi hän do d’Träne vom Köbi, d’Gspröch mit em Kurt, dr Nelly und em Joggi, d’Sorge vo dr Ruth und no vili anderi Begegnige veränderet. Dangg ine verfolg i di grundsätzligi Diskussion über Homosexualitet andersch. I wünsch mr, dass au die in verantwortlige Positione in dr Kirche so wi ich intensivi Begegnige mit schwule und lesbische Mensche hän. Nume so kah us em Mitlaid, Respäggt und Achtig entstoh und d’Isicht, dass Homosexualitet zur guete Schöpfig vo Gott drzueghört.

Dr. Xaver Pfister