Gebete – die Sammlung

Wir haben die vielen einzelnen Beiträge mit „Gebet“ als Titel zu einer Sammlung zusammengefasst.
Wer immer will, ist herzlich dazu eingeladen, zu dieser Sammlung beizutragen.


Unsere Mutter und Vater

Wir verbinden uns mit allen Christinnen und Christen rund um die Erde, mit denen wir das eine Gebet teilen, und wir verbinden uns mit allen Menschen aller Religionen, damit unsere Sehnsucht nach Frieden und Versöhnung genährt wird.

Unsere Mutter und Vater im Himmel,
geheiligt werde Dein Name,
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.

Amen.


Kyrie

Gott, Heilige Geisteskraft, Du bewirkst Leben inmitten von Verlust und Trauer,
Du spendest Kraft, um aus den Tretmühlen auszusteigen,
Du entflammst Hoffnungsbilder gegen die Verdunkelungen einfacher Logik.

Deshalb bitten wir Dich,
erbarme Dich der patriarchalen Mechanismen in uns,
Jahrtausende lang eingeübt, sie prägen uns.
Denn immer noch nehmen Männer die Wahrnehmungen und das Handeln von Frauen nicht ernst. Immer noch wird der Mut von Frauen belächelt, bedeutungslos gemacht. So wie vor zweitausend Jahren, als deine Freundinnen an Dein Grab gingen und Dich nicht fanden.

Erbarme Dich,
wenn all das, was unserem Leben Halt und Sinn gibt, zusammenbricht, wenn wir in Trauer, Schmerz und Verzweiflung sind. Wir an Dir verzweifeln.
Wenn uns die Kraft fehlt, Dich zu suchen und wir in unsere alt bekannten Tretmühlen zurückkehren, dann suche Du uns, wie Du die Männer auf dem Weg nach Emmaus aufgesucht hast.

Erbarme Dich,
unserer Zerrissenheit in Körper, Seele und Geist, und nimm Dich unserer Sehnsucht nach Leibhaftigkeit und Heilsein an, so wie Du als Leibhaftiger deinen Freundinnen und Freunden vor Deiner Himmelfahrt nahe warst.
Darum bitten wir Dich durch Jesus, unseren Bruder, der mit Dir lebt und liebt alle Zeit.

Amen.


Weg-Gebet

Dich geniessen Gott
in der künstlerischen Kreativität
im lachenden unbeschwerten Zusammensein
in sportlicher Ausgelassenheit
im Bejahen meiner sexuellen Lebenskraft
im Staunen über die unerschöpfliche Phantasie
die uns bewohnt

Dich geniessen Gott
im Dasein-Können
in der Zärtlichen Zuwendung
im lustvollen Essen
im Bewundern der Tiere
im Erholen in der Gartenarbeit

Dich geniessen Gott
als frohschaffende Kraft,
die uns mit der ganzen Schöpfung verbindet.

«Alltagsrituale Wege zur inneren Quelle» Pierre Stutz Kösel-Verlag München 1998


Tages-Gebet

Gott, Ursprung von allem, worin und wovon wir leben; Dir verdanken wir unser Dasein. In Dir sind wir verwurzelt, durch Dich geschieht unser Wachstum, dank Dir bringen wir Ernte und am Ende nimmst Du uns wieder in Dir auf.

Schöpfer Gott, Du hast uns Menschen in einen bunten, vielfältigen Garten gestellt – nicht in eine Monokultur. Und so bunt wie der Garten Welt, so vielgestaltig sind wir von Dir gewollt. Doch ist uns unsere Verschiedenartigkeit nicht immer selbstverständlich. Manchmal leiden wir darunter, anders als die andern zu sein – manchmal demonstrieren wir überheblich das Anderssein. Gib uns die Kraft, zu uns zu stehen wie wir sind, ob gross oder klein, dick oder dünn, wohlgestaltet oder unansehnlich, hetero, bi, oder homo.

Rufender Gott, jedes von uns erhält seine einzigartig, persönliche Aufgabe und Bestimmung im Leben von Dir zugerufen. Ach, dass ich ganz Ohr und offenen Herzens wahrnehme, wie ich von Dir gemeint bin und verwirkliche, was ich im tiefsten Wesen sein soll.

Hörender Gott, wir klagen es Deinem mütterlichen Herzen, dass Mitmenschen von andern Mitmenschen verachtet, unterdrückt und unselbständig gemacht werden – und das leider mit Berufung auf die Bibel. Ach, unsere Vielgestaltigkeit zahlt den hohen Preis der Vieldeutigkeit. Stärke Du in jedem von uns das Selbstvertrauen – es wächst in dem Mass, wie wir Dir vertrauen.

Stärkender Gott, was das Wasser für die Wurzeln des Baumes ist, das bist Du für unseren Leib; was das Licht für die Blätter ist, bist Du für unseren Geist, aus Deinem Leben lebt unsere Seele.

Amen.


Altes Gebet

Mutter und Vater alles Geschaffenen.
Dein Name tönt heilig durch Zeit und Raum.
Dein Göttliches Eins-Sein schafft
in Liebe und Licht
ewig und jetzt.
Lass Deinen Willen durch meinen geschehen:
Wie im Gebet, so auch in allem Geformten.
Gib uns Nahrung – täglich –
dem Körper wie dem Geist.
Löse die Bande meiner Unvollkommenheiten,
wie ich sie anderen löse.
Lass mich nicht verloren gehen
an Oberflächliches und Vergängliches.
Befreie mich von Unreife
und von allem, was mich festhält.
Denn Dein ist die Kraft, der Gesang und die Musik des
Universums.
Jetzt und in Ewigkeit.
Amen
in der Tradition der 12 Bittengebete aus der Zeit Jesu, aus dem Umfeld der Essener oder von Qumran, gefunden in einer Höhle beim Toten Meer.


Gebet zum Karfreitag

Allgütiger, ewiger Vater, du Trost der Betrübten, du Kraft der Leidenden, du Gerechtigkeit der ungerecht Behandelten, höre auf alle, die in ihrer Bedrängnis zu dir rufen. auch auf die in Haftlokalen Gefolterten und die in Todeszellen vor ihrem Hinrichtungstermin Leidenden. Lass sie in jeder Not deine Nähe erfahren. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn und Bruder.
Vor dem Kreuz Deines Sohnes bitten wir Dich:
Öffne unsere Ohren und Herzen, dass wir die Schreie der HEUTE Verhöhnten und Geschlagenen hören. Schenke uns Kraft und Mut, diese Schreie nicht zu verdrängen. Lass uns spüren, was WIR ganz persönlich tun können für die, die sie ausstossen müssen.
Vater im Himmel,
schenke ihnen die Kraft, ihren Folterern Einsicht, und uns allen, dass wir unseren Auftrag an ihnen wahrnehmen.

ACAT-Schweiz, Aktion der Christen für die Abschaffung der Folter, Flugblatt «Karfreitag 2000»


Ein Vaterunser-Text aus rabbinischen Quellen

Vater unser, Der Du bist im Himmel;
Geheiligt werde Dein erhabener Name in der Welt, die Du geschaffen hast nach Deinem Willen
Es komme bald herbei und werde von aller Welt erkannt Dein Reich und Deine Herrschaft, auf dass Dein Name gepriesen werde in alle Ewigkeit.
Dein Wille werde getan im Himmel, und auf Erden gib Ruhe des Gemütes denen, die Dich fürchten, im übrigen tue, was Dir wohlgefällt.
Lass uns geniessen das uns täglich zugemessene Brot.
Vergib uns, unser Vater, denn wir haben gesündigt;
Vergib auch allen, die uns ein Leid zugefügt, wie auch wir allen vergeben.
Und lasse uns nicht in Versuchung kommen, sondern halte uns fern von allem Übel.
Denn Dein ist die Grösse und die Kraft und die Herrlichkeit, der Sieg und die Majestät, ja alles im Himmel und auf Erden.
Dein ist das Reich und Du bist aller Wesen Herr in Ewigkeit!
Amen

Aus «Er wandelte nicht auf dem Meer» von Pinchas Lapide.


Lord, save me from your followers

God, I know you are awesome, and I love you. But your followers are driving me nuts. Please teach them some gentler, more sophisticated, and tactful approaches to spread the ‹Good News›, and teach them that it’s not okay to harass people and violate their space. Lord, save me from your followers.
Amen.

Austin Cooper im Weblog von Associated Content


Gebet

Alles, was dich preisen kann,
Cherubim und Seraphinen,
stimmen dir ein Loblied an,
alle Engel, die dir dienen,
rufen Tag und Nacht dir zu:
«Heilig, heilig, Herr, bist du.»

Ignaz Franz


Gelassenheit, Mut, Weisheit

Gott, schenke mir die Gelassenheit,
das hinzunehmen, was ich nicht ändern kann,
Mut, das zu ändern, was ich ändern kann,
und Weisheit, das eine vom andern zu unterscheiden.

Reinhold Niebuhr, 1943


Friedensgebet

Herr, mache mich zum Werkzeug deines Friedens:
Dass ich Liebe wage, wo man sich hasst;
dass ich verzeihe, wo man sich beleidigt;
dass ich schlichte, wo Streit ist;
dass ich die Wahrheit sage, wo Irrtum herrscht;
dass ich Hoffnung wecke, wo Verzweiflung quält;
dass ich ein Licht anzünde, wo Finsternis regiert;
dass ich Freude bringe, wo Kummer wohnt.
Herr, lass mich das Geheimnis deines Friedens erfahren:
Dass ich getröstet werde, wenn ich tröste;
dass ich verstanden werde, wenn ich verstehe;
dass ich geliebt werde, wenn ich liebe.

Denn, wer hingibt, der empfängt;
wer sich selbst vergisst, der findet;
wer verzeiht, dem wird verziehen;
und wer stirbt, wird nicht verloren sein.

Franz von Assisi zugeschrieben, gefunden im «Aufbruch»


Neujahrsgebet

Herr setze dem Überfluss Grenzen
und lasse die Grenzen überflüssig werden.
Lasse die Leute kein falsches Geld machen,
aber auch das Geld keine falschen Leute.
Nimm den Ehefrauen das letzte Wort
und erinnere die Ehemänner an ihr erstes.
Schenke unseren Freunden mehr Wahrheit
und der Wahrheit mehr Freunde.
Bessere solche Beamten, Geschäfts- und Arbeitsleute,
die wohl tätig, aber nicht wohltätig sind.
Gib den Regierenden ein besseres Deutsch
und den Deutschen eine bessere Regierung.
Herr sorge dafür, dass wir alle in den Himmel kommen,
aber nicht sofort.

Hermann Kappen, Pfarrer in St. Lamberti in M


Eingangsgebet

gott, gegenwärtiger, unnennbarer, namenloser
nur gott
mit dir sprechen wir, zu dir rufen wir, auf deine antwort warten wir
in diesem augenblick und an jedem tag unseres lebens

sei bei uns in dieser stunde, sprich zu uns,
öffne unsere ohren, öffne unsere herzen,
verscheuche unseren unglauben und unsere verstocktheit

wir sind ja so voll sehnsucht
wir sind ja so voll unruhe
und wir wissen:
du stillst unser verlangen
du machst unser herz ruhig
du neigst dich uns liebevoll zu

lass dieses geheime wissen tief in unseren herzen nie erlöschen:

dieses wissen stützt uns
dieses wissen hält uns aufrecht
dieses wissen macht uns froh

segne diese stunde, du, gott
der immer auf uns wartet
der uns immer entgegenkommt

wir danken dir
AMEN


Herr Jesus Christus,
weil du das Brot mit den Armen gebrochen hast, wurdest du verachtet.
Weil du das Brot mit den Sündern und Ausgestossenen gebrochen hast, nannte man dich gottlos.
Weil du das Brot mit den fröhlichen Menschen gebrochen hast, nannte man dich einen Weinsäufer und Fresser
Weil du das Brot im Obergemach gebrochen hast, nahmst du den Kreuzesweg endgültig auf dich.
Weil du das Brot auf dem Weg nach Emmaus gebrochen hast, liessest du die Schuppen von den Augen der Jünger fallen.
Weil du das Brot gebrochen und geteilt hast, tun auch wir es und erbitten deinen Segen.
Herr Jesus Christus, segne das Brot, das wir brechen, und die Gemeinschaft, die wir miteinander teilen. Erneuere unser gemeinsames Leben, auf dass wir die heilige Schrift miteinander teilen und fühlen, wie unsere Herzen auf dem Weg miteinander brennen.
Amen

OeRK Canberra 1991


Gott hilf uns, Deinen lesbischen Töchtern und schwulen Söhnen, im Glauben zu wachsen und zu reifen. Befreie uns von dem Geist der Furcht und der Feigheit. Gib, dass all die Leiden und Schmerzen derer, die in der Vergangenheit verfolgt wurden, weil sie schwul oder lesbisch waren, nicht umsonst gewesen sind, sondern dazu beitragen, in der Zukunft echte Befreiung für uns zu erreichen.
Erfülle unsere Herzen mit einem tiefen Bewusstsein Deiner Liebe, damit wir einander in Dankbarkeit zu lieben vermögen.
Amen

John J. McNeill


Eingangsgebet

Das was man sagt, dass Gott sei, das ist Gott nicht; was man nicht von Gott sagt, hat mehr Wahrheit als das, was man sagt, dass Gott sei.

Gott, dich suchen wir, nach dir sehnen wir uns.
Deine Spur ertasten wir in Bildern und Symbolen.
So bist du uns ganz nahe und doch immer ganz unbegreiflich.
Durch Jesus erfahren wir dich als liebende Mutter und sorgender Vater und zugleich noch als viel mehr, als unendlich wie der Himmel.
Lass uns in dieser Feier erahnen, wie du unsere Mitte bist und die Mitte eines jeden Menschen.
Sei du das Verbindende in unseren Beziehungen und die heilende Kraft in unserem Unterwegssein.
Jetzt und alle Augenblicke unseres Lebens.
Amen


Grosser Gott, wenn dein Reich kommt,
dann springen die Lahmen und die Stummen jauchzen,
und die Blinden schauen deine Herrlichkeit,
und die Traurigen lachen aus vollem Halse.

Viele sind traurig, Herr viele sind blind,
viele sind stumm,
viele sind lahm.
Viele Menschen haben Schmerzen und Leid.

Hab erbarmen mit uns allen
und komm, wir warten auf dich.


Guter Gott
Wir bringen vor dich unsere Unwissenheit:
Das Leben ist bunter, vielgestaltiger, als wir vermeinen
Die Schöpfung nicht nach unserem kleinen Bild
Der Farben sind viel mehr, als wir zu ahnen wagen
und Horizonte weiter als unser enger Blick

Guter Gott
Wir legen vor dich hin unsere Ängste:
Das Fremde lässt uns selber schwächer scheinen
Das andere gefährdet das Vertrauen zu uns selbst
Als brauchten wir Bestätigung durch einen Spiegel
Der Kraft uns schenkt und Sicherheit verleiht

Guter Gott
Wir klagen dir unsere Unbedachtsamkeit:
Der Schwulenwitz kursiert und lädt zum Lachen ein
Die Lesben sind in unserer Fantasie nicht wirklich Frauen
Die Rede von Ehe und Familie grenzt jene aus
Die mitten unter uns – meist unerkannt – andere Lebensformen wählen

Guter Gott
Wir werfen vor dich hin unsere Wut:
Sie kommt von jenen Tausenden von Jahren
In denen Tod und Marter drohten – die Kirchen waren mit dabei
Sie kommt von jenen vielen Schrecksekunden
Ob jetzt die Eltern alles wissen und es der Chef erfahren hat

Guter Gott
Wir treten vor dich hin mit unserer Stärke:
Wir sind gewiss, dass du nichts schufst, das nicht in deinem Sinne wäre
Und Glauben an den Exodus – den Weg ins freie offene Land
Wir sind gewillt Farbe zu bekennen, wo da ein Schweigen herrscht
Und Recht zu fordern, dass die Minderheiten schützt

Guter Gott
Wir singen zu dir unsere Hoffnung
Dass es gelingen kann für jede und für jeden:
Das Leben und sein grösster Schatz das Lieben
Dass wie bei Noah nach der grossen Flut
Ein Bogen von Licht jedem Geschöpf eine Zukunft weist

HuK Wien: Mit Lust und Liebe. Homosexuell leben. 1998


Prayers of the People

Pray that the bombing cease.
Pray that not one drop of innocent blood be spilt.
Pray that the spirits of terrorism, American and Islamic, would have no more power over us.
Pray that this country would repent of its economic and cultural sins against other nations, and would no longer put any faith in political or in military solutions.
And pray that God repent of his silence, turn his face upon us again, and intervene to end this conflict, so that the world might know that there is a God whose ways are not our ways and who is strong to deliver those who trust in him and to frustrate the plans of those who do not, and so that the United States not bring shame upon God’s name by invoking him in this time of trial, nor have any right to take credit for bringing peace to the world.

Amen.

Steve Pearson in der Whosoevermagazine Mailinglist 8.10.01


O Herr,

Du weisst besser als ich, dass ich von Tag zu Tag älter und eines Tages alt sein werde!

Bewahre mich vor der Einbildung, bei jeder Gelegenheit zu jedem Thema etwas sagen zu müssen!

Erlöse mich von der grossen Leidenschaft, die Angelegenheiten anderer ordnen zu wollen!

Lehre mich, nachdenklich (aber nicht grüblerisch), hilfreich (aber nicht diktatorisch) zu sein!

Bei meiner ungeheuren Ansammlung von Weisheit scheint es mir ja schade, sie nicht weiterzugeben – aber Du verstehst, o Herr, dass ich mir ein paar Freunde erhalten möchte.

Bewahre mich vor der Aufzählung endloser Einzelheiten, und verleihe mir Schwingen, zur Pointe zu gelangen!

Lehre mich Schweigen über meine Krankheiten und Beschwerden. Sie nehmen zu, und die Lust, sie zu beschreiben, wächst von Jahr zu Jahr.

Ich wage nicht, die Gabe zu erflehen, mir die Krankheitsschilderungen anderer mit Freude anzuhören – aber lehre mich, sie geduldig zu ertragen.

Lehre mich die wunderbare Weisheit, dass ich mich irren kann.

Erhalte mich so liebenswert wie möglich. Ich möchte keine Heilige sein, mit ihnen lebt es sich so schwer, aber ein alter Griesgram ist das Krönungswerk des Teufels!

Lehre mich, an anderen Menschen unerwartete Talente zu entdecken, und verleihe mir, o Herr, die schöne Gabe, sie auch zu erwähnen.

Theresa von Avila (1515-1582)


Magnifikat

Meine Seele Gott erhebt und mein Geist in Freuden schwebt. Der mir Heil und Segen bringt, meinen Sinn zu Freuden zwingt; denn ihm hat sein arme Magd gnädig anzusehn behagt, dass hinführ o Kindeskind mich zu preisen Ursach find’t. Er hat grosse Ding an mir ausgeübet, dessen Zier, Macht und Namens – Heiligkeit ist und bleibt ohn Ziel und Zeit.
Dessen Güte für und fürwaltet über denen hier, die in seiner Furchte stehn und auf seinen Wegen gehn; dessen starker Arm Gewalt übt ohn allen Aufenthalt und zerstreut wie Spreu der Wind, die so stolzen Sinnes sind. Feinden gibt er ihren Lohn, Mächtige stürtzt er vom Thron und erhebt mit starker Hand die Geringen in dem Land.

Die, so Sorg und Hunger drückt, er mit Gütern hat erquickt, will sie lassen nimmermehr, stolze Reichelässt er leer; er denkt an den teuren Eid und versprochne Gütigkeit.Seinem Diener Israel hilft er aus an Leib und Seel, wie er unser Väter Schar hat geredet oft und klar, Abraham und seinem Kind und die ihm geboren sind.

Christian Keimann 1607-1662